Mauenheim hatte schon am 16. März 1944 den Krieg dadurch
unmittelbar zu spüren bekommen, dass um die Mittagszeit ein von deutschen
Jägern verfolgter feindlicher Fliegerverband in der Nähe des Ortes 16 große
Bomben und zirka 50 Brandbomben im Notwurf abgeworfen
hat. Dadurch wurde neben dem bei der Bevölkerung verursachten Schrecken das
Bahnwarthaus, Blockstelle "Haslerhof", das
am südlichen Ausgang des großen Tunnels Hattingen - Engen liegt, schwer
beschädigt und die Felder verwüstet. Wegen der glücklichen Rettung des Dorfes
hielt Pfarrer Ferdinand Berger am 20. März 1944 einen Dankgottesdienst ab.
Die in der Nähe des
Ortes vorbeiführende Bahnstrecke Immendingen – Konstanz zog seit September 1944
ofter und seit Anfang 1945 fast täglich feindliche Jabos an. Diese kreisten wohl über den Häusern,
beunruhigten die Bevölkerung, aber die Arbeit auf den Feldern störten sie
nicht.
Anfangs April 1945
zeigten die Einquartierungen im Ort von verschiedenen Einheiten der Wehrmacht
das Näherkommen der Front an. So lagen u. a. kurz vor dem 20. April von der
Organisation Todt (OT) ca. 80 Mann sowie Soldaten einer
Panzerreparaturwerkstätte in Mauenheim in Quartier.
Um den 20. April herum kam eine Abteilung HJ (Hitlerjugend) in der Starke von
ca. 120 etwa 16 bis 17jährigen Jungens aus Karlsruhe, deren Führer ein
Beinamputierter war, in den Ort.
Am Freitag, 19.
April, wurde eine Zollgrenzschutzabteilung [1] in einer Stärke von ca. 180 Mann
nach Mauenheim beordert. Nach Angaben des Führers der
Abteilung hatte er den Auftrag, Mauenheim bis zum
letzten Mann zu verteidigen.
Die OT -Manner und die Soldaten der Panzerreparaturwerkstatte lagen
in Privatquartieren, während die Angehörigen der HJ im Schulhaus und die des
Zollgrenzschutzes in drei Scheunen Unterkunft fanden.
21.04.1945
Am Samstag, 21. April, kamen drei deutsche Soldaten zu Landwirt Karl
Kupferschmid, Haus 90, dessen Haus das letzte des Dorfes Immendingen zu ist,
und verständigten diesen, dass sie sofort auf dem Speicher seines Hauses einen
Teil des Daches abdecken müssten, um freie Sicht für einen Beobachterposten zu
schaffen.
Am Samstagnachmittag besetzten der Zollgrenzschutz und die HJ die im Frühjahr
vom Volkssturm um das Dorf herum ausgehobenen Schützengräben, als es hieß, die
Franzosen waren im Anmarsch.
Der Führer des Grenzschutzes verständigte den Bürgermeister Paul Münzer, Haus
Nr. 61, über die Lage und wies ihn an, der Bevölkerung anzuraten, sie moge sich in die umliegenden Wälder begeben, da es hart
hergehen konnte.
Gegen 14 Uhr zogen vor allem Frauen und Kinder, teils mit bepackten
Kinderwagen, andere mit bespannten Leiterwagen mit Inventar, Lebensmitteln usw.
in den Wald, Richtung Bargen. In der Nacht zum 22. April war es bitterkalt, und
es regnete.
Am Samstagabend gegen 20.30 Uhr fuhr von Hattingen her eine große französische
Panzerkolonne auf Mauenheim zu. Ein Panzer gab etwa 1
Kilometer vor dem Ort einen Warnschuss ab. Der Grenzschutz, der in der
Wirtschaft zum ,,Schwanen" eine Verbandsstelle eingerichtet hatte, und die
HJ feuerten auf die anrückenden Panzer, die das Feuer erwiderten, worauf sich
Grenzschutz und HJ nach Süden zurückzogen.
Die OT .Manner waren nicht zur Verteidigung des Ortes
vorgesehen. Sie setzten sich beim Anrücken der französischen Panzer wie auch
die Soldaten der panzer-Werkstattabteilung von Mauenheim
rechtzeitig ab. Die im Ort verbliebenen OT-Männer waren am Abend des 21. April
zum größten Teil so schwer betrunken, daß sie nicht
einsatz- und kampffähig gewesen waren.
Um festzustellen, ob der Ort selbst besetzt ist, schossen Panzer auf das erste
Haus von Hattingen her und setzten damit spater den
Bauernhof des Karl Bausch in Brand.
Der damals
16jährige Berthold Schilling, Haus 85, der zur militärischen Ausbildung beim
RAD (Reichsarbeitsdienst) war, kam Mitte April 1945 nach Hause, wo bereits ein
Stellungsbefehl für ihn nach Esslingen eingegangen war, den sein Vater ihm
vorenthalten bat, so dass er am 21. April 1945 zu Hause war. Dieser berichtet:
"Landwirt Karl
Bausch und ich standen am Samstagabend, als die Panzer von Hattingen herkamen,
am Hauseck von Bausch, als das Haus in Brand
geschossen wurde. Wir verständigten die Hausbewohner und begaben uns unter Panzer
Beschuss in den Keller von Frau Oliver Wickenhauser.
Die Franzosen untersagten Bausch, etwas vom Inventar und das Vieh zu retten, so
dass u.a. 12 Stück Großvieh verbrannten."
Als die Franzosen
in den Ort eingedrungen waren, richteten sie bei Gustav Sterk, Haus 50, ihren
Gefechtsstand ein. Angehörige der HJ, die sich zum Teil in das Dorf
zurückgezogen hatten, schossen hinter den Häusern hervor und aus dem Schulhaus
auf die Franzosen. Die Panzer erwiderten das Feuer mit MGs usw.
Als sich die HJ
sowie der Zollgrenzschutz aus dem Ort in Richtung Stetten zurückgezogen hatten,
stellten gegen 23 Uhr die Franzosen das Feuer ein.
Durch die von der
HJ verursachte Schießerei innerhalb des Dorfes geriet das Nachbarhaus des
Schulhauses von Karl Sterk Witwe in Brand. Während der Bauernhof von Karl
Bausch nicht gelöscht werden durfte, konnte nach Einstellung der Schießerei das
in Brand geschossene Anwesen der Karl Sterk Witwe von beherzten Männern und
kriegsgefangenen Polen und Russen, die in Mauenheim
beschäftigt waren, gelöscht werden.
Die OT-Männer, die
sich im Ort befanden, wurden von den Franzosen gefangengenommen, desgleichen
die sich bei der Einfahrt der Panzer in Mauenheim in
der Scheune und im Keller des Landwirts Edwin Sterk, Haus 64, aufhaltenden
fünfzig Mann des Zollgrenzschutzes.
Die Besatzungen der
Panzer haben sich nicht in den Häusern einquartiert, sondern blieben die Nacht
über in Alarmbereitschaft bei ihren Panzern. Sie machten aber
Patrouillenfahrten durch den Ort.
Die französischen Soldaten führten Haussuchungen nach deutschen Soldaten durch.
Sie haben dabei mitgenommen, was ihnen gefallen hat. So ließen sie bei Landwirt
Edwin Sterk, Haus 64, den ganzen Schmuck seiner Frau und die Schulranzen seiner
Kinder mitgehen.
Von den Franzosen wurde Bürgermeister Paul Münzer mitgeteilt, daß sie bei der nächtlichen Schießerei zehn Mann verloren
hätten. Über deutsche Verluste hat man nichts gehört. Nur ein. Angehöriger des
Grenzschutzes, Grenzschutzmann Hermann Lehmann (53) aus Hausach,
der in der Nacht vom Sonntag, 22. April 1945, mit seinem Motorrad aus Richtung
Immendingen kam und nichts ahnend an dem Gefechtsstand der Panzereinheit
vorbeifuhr, wurde von deren Posten erschossen und am Sonntag, 22. April, von
Ortspfarrer Ferdinand Berger beerdigt.
Einige Bewohner von Mauenheim, die am Nachmittag des
Samstag in den Wald geflüchtet waren, versuchten in der Nacht, als die Häuser
Bausch und Sterk brannten, wieder in das Dorf zurückzukehren, weil sie nicht wussten,
wo es brannte. Sie wurden aber von den Franzosen an der Rückkehr gehindert.
Für die Bevölkerung bestand, solange die Franzosen im Ort waren, Ausgehverbot;
deshalb wurden auch einige Männer, die am Morgen des Sonntag nach ihren
Angehörigen im Walde schauten, von den Franzosen beschossen, als sie wieder in
das Dorf zurückkehrten. Auch bei der Rückkehr der Frauen und Kinder am späten
Vormittag gab es noch Schwierigkeiten.
Die drei Soldaten, die auf dem Speicher des Landwirts Karl Kupferschmid einen
Beobachtungsposten errichtet hatten, konnten am Samstagabend die französischen
Panzer, die von Hattingen her auf Mauenheim zufuhren,
gut beobachten. Als die Eheleute Kupferschmid, die mit ihren Kindern am Vortag
ebenfalls in den Wald (Lehre) gegangen waren, am Sonntagmorgen wieder
zurückkamen, waren die deutschen Soldaten verschwunden.
22.04.1945
Am Sonntagmorgen, 22. April, wurde auf dem Kirchturm eine weiße Fahne gehisst,
auch an den Häusern im Dorf wurden weiße Fahnen herausgehängt.
Gegen Mittag des Sonntag rückten die Franzosen, die sich mit ca. 40 Panzern und
LKWs im Dorf aufgehalten hatten, überraschend ab.
23.04.1945
Am Montag früh, 23. April 1945, kamen wieder deutsche Soldaten in das
Dorf. Eine SS-Patrouille hatte vorher schon erklärt, dass der Ort verteidigt
werde. Die deutschen Soldaten wurden nach ihrem Einrücken von den von Hattingen
herfahrenden französischen Panzern beschossen. Das Feuer wurde deutscherseits erwidert. Nach kurzem Feuerwechsel fuhren
die französischen Panzer in das Dorf ein, wobei sich elf deutsche Soldaten
ergaben. Die französischen Panzer fuhren im Ort herum und verschwanden wieder.
24.04.1945
Am Dienstag, 24. April 1945, kam wiederholt eine Panzerpatrouille durch
den Ort. Dabei gab es keine besonderen Ereignisse.
25.04.1945
Am Mittwoch, 25. April 1945, schlichen sich gegen Abend von Hintschingen her wieder deutsche Soldaten in das Dorf.
Gleichzeitig kamen aber auch gegen 19.30 Uhr französischen Panzer von Hattingen
her auf Mauenheim zu. Die Franzosen wurden von den
Deutschen unter Feuer genommen. Bei der Schießerei wurde die Scheune des
Landwirts Edwin Sterk, Haus 64, in Brand geschossen und brannte nieder.
Die Franzosen rückten gleichfalls in das Dorf ein und besetzten einen Teil
desselben. So kam es, dass in der Nacht zum Donnerstag, 26. April 1945, Hauser,
die nebeneinander standen, das eine von deutschen und das andere von
französischen Soldaten besetzt war! Es soll vorgekommen sein, dass im gleichen
Haus deutsche Soldaten im 1. Obergeschoß in einer Kammer schliefen, während die
Franzosen in der Küche des Erdgeschosses aßen.
25.04.1945 23h00
Die Schießereien im Ort dauerten bis gegen 23 Uhr.
25.04.1945 20h30
Am Mittwochabend gegen 20.30 Uhr wurde der Arbeiter Alfons Sterk, Haus 22, von
französischen Soldaten in seiner Wohnung festgenommen und in das Haus der
Katharina Sterk Witwe gebracht. Zur gleichen Zeit etwa wurde Berthold
Schilling, Haus 55, von Bürgermeister Münzer aufgesucht, der ihm auf Weisung
der Franzosen mitteilen musste, dass er sich bei diesen im Hause der Katharina
Sterk sofort zu melden habe, was Schilling auch befolgte. Im Hause der
Katharina Sterk fand er außer Alfons Sterk auch den Mauenheimer
Lehrer Dubs vor. Die drei Festgenommenen wurden zunächst von einem farbigen
Soldaten im 1. Obergeschoß des Hauses bewacht. Später kamen einige Soldaten in
den Raum und legten sich schlafen. Gegen 3.30 Uhr fielen einige Schüsse, worauf
der Wachmann mit den drei Geiseln in den Keller ging, wohin sich auch die
Hausbewohner bereits begeben hatten.
26.04.1945
Am Morgen des Donnerstag, 26. April, als die schon gegen 3.30 Uhr
begonnene Schießerei etwas abebbte, kam gegen 8 Uhr Bürgermeister Münzer zu den
Dreien und erreichte deren Freilassung.
Die deutschen Truppen hatten in der Nacht zum 26. April Mauenheim
zum Teil umstellt. Die Deutschen lagen im Hintschinger
Tal und feuerten von der "Matt" auf die Franzosen. Die Franzosen
setzten Panzer und MGs ein, während von deutscher Seite nur ein Panzer in
Aktion getreten sein soll. Dieser soll dann von seiner Besatzung selbst
gesprengt worden sein.
Die französischen Panzer schossen vom Ort aus in nördlicher Richtung auf das Gelände
im Gewann "Winkel", wo deutsche Soldaten in Stellung lagen. Wohl sei
von den Infanteristen Artilleriefeuer angefordert worden, aber vergeblich.
Dagegen feuerte die französische Artillerie aus Richtung Emmingen/Egg
auf das Hintschinger Tal und auch auf Mauenheim, aber die Einschläge lagen überwiegend auf dem
Gelände gegen Hattingen.
Am 25./26. April 1945 hatten die Deutschen in der alten Mühle und die Franzosen
im Hause Gustav Sterk, Haus 56, einen Verbandsplatz eingerichtet. Im Hause der
Josefine Sterk Witwe, Haus 60a, war der Gefechtsstand der Franzosen.
26.04.1945
Bei den Kampfhandlungen am Donnerstag, 26. April 1945, wurden drei
Häuser und eine Scheune in Brand geschossen, und zwar die Häuser von Albert
Schilling, Karl Kupferschmid und Leo Sterk sowie die Scheune von Kilian
Schilling Witwe.
So berichtet Landwirt Karl Kupferschmid über die Ereignisse:
"Als am
Donnerstagmorgen, 26. April, nach 3 Uhr die Schießerei begann, ging ich mit
meiner Familie in den Keller. Auf einmal wurde unser Haus durch eine Explosion
erschüttert. Wir flüchteten aus dem Keller ins Freie und sahen, dass die Eckmauer meines Hauses wohl durch einen Volltreffer
eingestürzt war und daß die Scheuer bereits
lichterloh brannte. Wir konnten noch drei Stück Großvieh retten, während eine
Ziege, ein Schwein und die Hühner verbrannten. Mein Haus brannte vollständig
ab. Von den Fahrnissen konnte nimts gerettet werden.
Die aus den Fenstern ins Freie geworfenen Betten fingen Feuer und verbrannten.
Meine Frau wurde, während wir uns im Freien aufhielten, durch einen Streifschuss
am Bein gegen 4.30 Uhr verwundet.
Das Albert Schilling gehörende Nachbarhaus geriet gegen 5 Uhr morgens ebenfalls
durch Beschuss in Brand. Ursache war wohl, dass ein deutscher Soldat für einen
verwundeten Kameraden im Hause Schilling Wasser holen wollte, was von
französischer seite beobachtet worden war, worauf das
Haus unter Feuer genommen wurde. Dabei wurden der deutsche Soldat und Albert
Schilling (58) tödlich verwundet.
Gegen 7 Uhr kamen
französische Soldaten und jagten mich und meine Familie von unserem Lagerplatz
im Freien weg, weil überall geschossen wurde. Gegen Abend kamen wieder
französische Soldaten, Panzer und Infanteristen, in unsere Gegend. Die
Kampfhandlungen am Donnerstag dauerten den ganzen Tag über bis gegen 19
Uhr."
ln der Nacht vom Donnerstag zum Freitag, 26./27. April,
bekam Mauenheim eine Kompanie Infanterie als
französische Besatzung. Diese quartierte sich in den Häusern ein. Die Soldaten
verhielten sich im allgemeinen diszipliniert.
27.04.1945
Am Freitag, 27. April, brachten die Franzosen lange Kolonnen deutscher
Soldaten, die sie im Hintschinger Tal und im Gelände
um Mauenheim herum gefangengenommen hatten, in den
Ort. lm Garten zwischen den Wirtschaften zum
"Schwanen" und "Engel" wurden die Gefangenen gesammelt und
anschließend kolonnenweise wieder abtransportiert.
ln den auf den 27. April folgenden Tagen trieben die
Franzosen deutsche Soldaten im Gelände hauptsächlich im Hintschlinger
TaI zusammen. In der Scheune des Landwirts Alfons
Sterk, Haus 22, lagen über Nacht jeweils 40 bis 50 Mann, bis sie am anderen Tag
nach Hattingen - Tuttlingen abmarschierten.
Ende April mußte von der männlichen Bevölkerung das
Gelände um Mauenheim nam
gefallenen Soldaten abgesucht werden. Die meisten deutschen Gefallenen lagen im
Gewann "Hinter Berg" bei der Mühle. Bei den 31 gefundenen Soldaten
handelte es sich vor allem um Volkssturmmänner, die teils zum Volkssturm
Villingen – Hausach gehörten sowie um Angehörige des
Grenzschutzes. Die ersten Beerdigungen der Gefallenen wurden von Pfarrer Berger
in Anwesenheit eines französischen Pfarrers im "Stieg" vorgenommen.
Die im Hintschinger Tal von der Wehrmadtt
verlassenen Bagagewagen wurden von Hintschingern und
von Bewohnern naher gelegener Orte ausgeplündert. Als die Mauenheimer
auch Sachen holen wollten, war das meiste schon verschwunden. Aber etwas blieb
für sie trotz allem übrig. Einige Einwohner von Mauenheim
sollen selbst Bagagewagen mit Bespannung nach Hause gebracht haben.
Ende des Krieges waren in Mauenheim 68 Evakuierte
untergebracht. Sechs Zivilpolen und 24 Zivilrussen, darunter fünf Frauen, waren
bei Bauern beschäftigt.
Reference: Hermann
Riedel, Ausweglos! letzter Akt d. Krieges im Schwarzwald, in d. Ostbaar u. an d. oberen Donau Ende April 1945 Published 1974
[1] Während des Krieges wurde der ZGS ab 1939 in den
meisten besetzten Ländern zur Bewachung der Grenzen und Bekämpfung des
Schmuggels eingesetzt. Die größten Auslandsverwaltungen entstanden dabei im
besetzten Frankreich mit ca. 10.000 Mann und im polnischen Generalgouvernement
mit zu Beginn ca. 7.000 Mann. Den Feldzügen in Skandinavien, gegen Jugoslawien
und die Sowjetunion folgten Dienststellen des ZGS.
Zu diesem Zeitpunkt wich der zöllnerische Einsatz
aber immer mehr militärischen Aufgaben. Der ZGS wurde zur Bewachung militärisch
und wirtschaftlich wichtiger Anlagen, als Horchposten und teilweise auch an der
Front eingesetzt. Nachdem Italien 1943 die Achsenmächte verlassen hatte, wurde
der ZGS auch dort tätig.
Der ZGS hatte zunehmend Personal an die Wehrmacht abzugeben. Die entstandenen
Lücken wurden aus den sogenannten volksdeutschen Bevölkerungsgruppen bzw. mit
Angehörigen der Geburtsjahrgänge vor 1900 aufgefüllt. Diese Männer wurden unter
der Bezeichnung Verstärkter Grenzaufsichtsdienst, bzw. Zollgrenzschutz–Reserve
zusammengefasst.
Verstärkt ab etwa Mitte 1943 wurde der ZGS in allen Einsatzgebieten von
Partisanen angegriffen. Dies führte zu einem teils festungsartigen Ausbau der
Unterkünfte und Ausrüstung mit Maschinenwaffen.
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 unterstellte Hitler den ZGS der SS.
Innerhalb weniger Monate wurden Führungskräfte des ZGS durch Polizei– oder
SS–Kräfte ersetzt. Dies gelang im Reichsgebiet fast lückenlos, in den
Auslandsverwaltungen nur in wenigen Fällen. Ab November 1944 wurden die
zurückgedrängten Zollgrenzschützer in Bataillonen zusammengefasst und an der
Ostfront im Bereich Böhmen/Schlesien sowie an der Westfront im Kampf
eingesetzt. Die meist militärisch kaum ausgebildeten bzw. überalterten
Einheiten erlitten hohe Verluste und wurden schnell aufgerieben.
Am 2. Mai 1945 wurde der ZGS wieder dem Reichsfinanzministerium unterstellt.